Erste Projekte und technische Vorarbeiten

Der Vinschgau kam in den Plänen für die Eisenbahnerschließung Europas immer wieder als Verbindungsstrecke vor. Diese Pläne wurden aus wirtschaftsstrategischen Gründen erstellt und es gab bereits detaillierte Vorprojekte.

Bereits 1830 war der Venezianer Giorgio Giacomo Levi an der Reschenbahn, als Teil einer Zubringerachse von Westen, interessiert. Er fand aber keine Zustimmung in Wien.

Mit einer Überschienung des Reschenpasses wurde wiederum um 1845 spekuliert, da die „Italian and Austrian Railway Company“ aus London an einer Alternativroute für den Postverkehr des Kolonialstaates England nach Indien interessiert war.

In der Zeit des Eisenbahnbaus in Europa gehörte eine direkte Verbindung in den Orient stets zu den wichtigsten Zielen. Der Orient-Express sollte Europa über Konstantinopel mit Bagdad oder gar Bombay verbinden. 1867 suchte ein Geographen-Kongress in Paris die Idealroute Paris-Konstantinopel und stellte die These auf, dass ein Teilstück dieser Bahn durch den Vinschgau führen sollte.

An der Durchführung des Vorhabens von der Theorie in die Praxis scheiterte dann auch der Graubündner Nationalrat von Planta, der 1869 ein Bahnprojekt von Chur nach Meran umsetzen wollte.

Erst 1892 gab es zwei viel versprechende Vorkonzessionen für die Linie Meran-Landeck. Es waren dies das Projekt der Bauunternehmung Pressel, das teilweise eine Zahnstangenstrecke vorsah, und das Schwarz-Projekt mit einer Normalspurbahn. Beide Varianten wurden jedoch von Wien nur halbherzig unterstützt. Am 12. April 1892 deklarierte der Tiroler Landtag die Vinschgaubahn zur Landesangelegenheit. Zudem wurde die Vinschgaubahn von der Bevölkerung gutgeheißen und durch Kundgebungen und Versammlungen bildete sich eine Bürgerinitiative.

In Bezug auf eine Engadin-Orient-Bahn machte Wien 1895 einen Rückzieher. Eine internationale Vinschgaubahn kam für Wien wegen des hohen Schuldenbergs nicht in Frage. Leichter finanzierbar wäre jedoch eine Lokalbahn Meran-Schluderns gewesen.

Da waren selbst die Hoffnungen des Schweizer Eisenbahnpioniers Adolf Guyer Zeller umsonst, den die Idee einer Engadin-Orient-Bahn begeisterte.

Text verfasst von Manuel Massl, Schlanders Vetzan