Der Vinschgau vor dem Bahnbau

Der Vinschgau bildete im Zusammenhang mit den anschließenden Alpenpässen seit Jahrhunderten einen wichtigen Verkehrsweg. Schon vor 2000 Jahren führte hier die römische Hauptstraße Via Claudia Augusta von Verona nach Augsburg. 

In der früheren verkehrsarmen Zeit hat der Vinschgau als die Getreidekammer Tirols gegolten. Die Getreidewägen belieferten die Bozner Märkte. Dies änderte sich mit dem einsetzenden Ausbau des Eisenbahnnetzes, durch den die Schwierigkeit der Getreidebe­schaffung überall beseitigt wurde. Damit war die Voraussetzung für die Umgestaltung der Bodenkultur gegeben. An die Stelle des Getreidehandels trat der Obsthandel, dem sich nunmehr die günstigsten Aussichten eröffneten und einen wahren Wetteifer in der Anlegung von Obstgärten zur Folge hatte.

Boden und Klima waren und sind im Vinschgau für den Obstbau äußerst günstig. Es fehlten jedoch noch rasche und billige Lieferungsmöglichkeiten.

Der Wagen- und Fremdenverkehr wurde seit jeher von den Postkutschen und Vorspann­diensten betrieben. Tägliche Stellwagenfahrten von Meran bis Mals oder ins Münstertal waren die einzigen Transportmöglichkeiten. Deshalb wurde damals dem Obstbau noch keine sonderliche Bedeutung beigemessen. 

Für einen wirtschaftlichen Auf­schwung des Vinschgaus war eine Anbindung an das Gesamttiroler Eisenbahnnetz notwendig.

So kam die Region nach dem Zeitalter der Saumpferde und der Postkutscher auch schon bald ins Blickfeld der eisenbahntechnischen alpenüberschreitenden Planung.

Text verfasst von Manuel Massl, Schlanders Vetzan