Der Oberbau zwischen Meran und Mals wurde lange Zeit nicht mehr erneuert, auch wenn um 1985 streckenweise Gleiserneuerungen durchgeführt wurden. Auf einigen Streckenabschnitten, wie z. B. zwischen Kastelbell und Laas, lagen noch Schienen und Schwellen aus der k.k. Eisenbahnzeit von 1905. Nur die notwendigsten Arbeiten wurden durchgeführt. Wegen desolaten Gleiszustandes wurden auf 23 von 60 km Geschwindigkeitsbegrenzungen mit einer Maximalgeschwindigkeit von 30 km/h erlassen. Die Fahrzeit wuchs damit von einer Stunde und 40 Minuten auf volle zwei Stunden für die 60 km lange Strecke.
Die Linie hat keinerlei Adaptierungen erfahren. Die überaus zahlreichen Bahnübergänge waren nicht automatisiert. Die Schranken wurden bereits geschlossen, schon bevor der Zug beim vorherigen Bahnhof abfuhr. Geöffnet wurden sie erst, als der Zug im nächsten Bahnhof einfuhr, und so konnte es vorkommen, dass die Schranken für eine geraume Zeit geschlossen blieben. Der Fahrplan wurde kaum mit Anschlusszügen abgestimmt und die Abfahrts- und Ankunftszeiten wurden nicht verlässlich eingehalten. Dass beim Kreuzen der Züge in Latsch die Lokführer zuerst im Bahnhofsbuffet mitsammen ein Glas Rot oder einen Espresso zu sich nahmen, und erst dann weiterfuhren, hatte sich einfach eingebürgert.
Die Bahnhofsareale boten keinerlei Einrichtungen, wie Gastbetriebe oder geheizte Aufenthaltsräume. Oft mangelte es an Parkplätzen.
Die Haltestellen lagen damals teilweise außerhalb der Ortskerne. Deshalb mussten längere Strecken zu Fuß zurückgelegt werden, weil es keine Zubringerdienste gab.
Dies waren die Gründe für einen kontinuierlichen Niedergang dieser Strecke im Personenverkehr. Auch der Güterverkehr wurde zunehmend auf die Straße verlagert. Zu lange Transportzeiten und die Unzuverlässigkeit der Bahn trugen zu dieser Entwicklung bei.
Die Vinschgerbahn wies ein erhebliches Betriebsdefizit auf und die Staatsbahn hatte offensichtlich kein großes Interesse an diesem unrentablen Seitenast.
Ende der 80er Jahre wurde jeweils in den Sommermonaten, angeblich zur Gewährung von Ferien an das Personal, die Bahn durch Autobusse ersetzt (welche eigens aus der Lombardei gemietet wurden).
Mit D.P.R Nr. 527/1987 wurde die Vinschgerbahn als „ramo secco“ (dürrer Ast) aus dem staatlichen Eisenbahnnetz abgestoßen und war zur baldigen Gesamteinstellung bestimmt.
Der letzte Fahrplan bestand noch aus werktäglich drei Zügen je Richtung mit den Dieseltriebzügen der Serie ALn 668. Die letzten Züge fuhren bereits um 15 Uhr von Mals bzw. Meran ab. Nachher war man auf den individuellen Untersatz oder den Busbetrieb angewiesen, der schon lange bestand und kontinuierlich und kundenfreundlich ausgebaut wurde. Mitschuldig am Abbau könnte auch die Verschiebung des militärischen Interesses gewesen sein, denn die Kompanien in den großen Kasernen in Schlanders und Mals sind in den 80er Jahren nach Meran verlegt oder aufgelöst worden.
Am 9. Juni 1990 fuhr der letzte Planzug der FS. Anschließend wurde dann der in der Sommerzeit üblich gewordene Ersatzbetrieb zum Dauerzustand. Denn zum ersten Schultag am 14. September 1990 wurde der Bahnbetrieb auf telegrafische Mitteilung des Eisenbahndestriktleiters eingestellt. Am 2. Juni 1991 wurde die Strecke Meran – Mals endgültig stillgelegt. Das über 60-köpfige Personal wurde anschließend auf andere Strecken versetzt und teilweise frühpensioniert.
Bis September 1992 wurden an einigen Wochenenden noch Sonderfahrten mit Dampfbetrieb als Publikumsattraktion veranstaltet. Diese Nostalgie – Extrazüge wurden von der historischen Dampflok der Reihe 740 angetrieben.
Text verfasst von Manuel Massl, Schlanders Vetzan