Der Bahnbetrieb bis zum 1. Weltkrieg

Für das Tal brachte die Bahn einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Laaser Marmorwerke konnten die schweren Marmorblöcke auf der Bahn befördern. Es entstanden mehrere Hotels. Das Hotel Post Hirsch in Spondinig baute aus und errichtete einen Jausenpavillon in der Nähe des Bahnhofs. Infolge des Verkehrsauf­schwungs erfuhr auch die Landwirtschaft eine gründliche Umwandlung. Landwirtschaft und Handel verstanden den Wink der mit dem Bahnbau anbrechenden neuen Zeit und machten sich gemächlich und überlegt an den Obstanbau. Durch die neue rasche Lieferungsmöglichkeit durch die Bahn stand dem Obstexport nichts mehr im Wege. Die sich einstellenden günstigen Erfolge im Absatz führten zu immer größerer Produktions­erweiterung, zur Verbesserung der Sortenauswahl und Produktionsmethoden.

Die Eröffnung der Bahn hatte zudem weitere Auswirkungen. So leistete sich der aufstrebende Weltkurort Meran das Prachtexemplar des neuen Meraner Bahnhofes, mit seinen Jugendstilelementen und die Bozen-Meraner – Bahn wurde vom reinen Privat­betrieb auf staatliche Betriebsführung durch die kaiserlich-königliche Staatsbahn (k.k. St.B) umgestellt. Die Staatsbahndirektion Innsbruck war somit für die Gesamtstrecke von Bozen bis Mals zuständig und am Rollmaterial der Vinschgaubahn stand ,,k.k. St.B. Bozen – Mals“ angeschrieben. Es wurden zwölf Vierkuppler-Tenderlokomotiven des Gölsdorf-Typs 178 beschafft. 

Die Vinschgaubahn hatte einen wichtigen strategischen Nutzen in den Jahren 1915‑1918 zur Verteidigung der Gebirgsfront. Während des 1. Weltkrieges brachte die Bahn Munition und Soldaten an die nahe Front.

Text verfasst von Manuel Massl, Schlanders Vetzan