Das 19. Jh. ist geprägt vom intensiven Eisenbahnbau in ganz Europa. Angetrieben durch den großen wirtschaftlichen Aufschwung, welchen die Modernisierung des Verkehrsnetzes brachte, betrieben alle Staaten Europas eine intensive Eisenbahnerschließung. Die bisherigen Handelsstraßen verloren mit den neuen Schienenwegen zunehmend an Bedeutung und die Wirtschaftsgeographie legte ihr Hauptaugenmerk auf die verkehrstechnische Revolution der Eisenbahn.
Zur Mitte des 19. Jh. erreichte der Eisenbahnausbau den Alpenraum. Vor allem das Schweizer Bahnnetz erfuhr eine rasche Expansion. Für den Alpenraum mit seiner naturgemäß schwachen Agrarstruktur waren Verkehr und Fremdenverkehr gegen Hochindustrialisierung und wachsendes Wohlstandsgefälle die einzige Chance. Unter diesem Aspekt und unter dem Konkurrenzdruck durch die im Westen angrenzende Schweiz, maßen die Habsburger dem Eisenbahnausbau in Tirol eine wichtige Rolle zu. Es entwickelte sich ein regelrechter wirtschaftlicher Wettkampf zwischen den Alpenländern, mit dem Ziel, den optimalen Verkehrsweg über die Alpen zu besitzen. Die Nord – Südverbindung sollte zudem auch dem Fremdenverkehr, der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftszweigen zum Vorteil sein und zum wachsenden Volkswohlstand beitragen. 1858 wurde die Strecke Innsbruck – Kufstein feierlich eröffnet und weitere Bahnprojekte folgten, wie z. B. die 1867 eröffnete Brennerbahn, welche die wichtige alpenüberquerende Verbindung für den Großraum-Transitverkehr brachte. Die k.k. priv. Südbahngesellschaft betrieb im Süden Tirols eine forcierte Lokalbahnpolitik, die als einziger möglicher Ausweg angesehen wurde, um von Verkehrsgroßmächten wie der Schweiz und Bayern nicht vollkommen an den Rand gedrückt zu werden
Text verfasst von Manuel Massl, Schlanders Vetzan